5 Fragen in die Praxis: Mit der Diabetesberaterin DDG Christiane Birx

DiGAs bei Diabetes mellitus Typ 2 - Neue Wunderwaffe oder Placebo mit W-LAN?

Wo liegen die Stärken und Schwächen von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) bei Diabetes mellitus Typ 2 – und wie setzen wir sie optimal ein?

Die Frage nach dem Nutzen digitaler Tools steht im Praxisalltag vieler Versorger:innen im Raum. In unserer Interviewreihe „5 Fragen in die Praxis“ spricht die erfahrene Diabetes- und Adipositasberaterin DDG /DAG Christiane Birx, die auf über 10 Jahre Praxiserfahrung in diabetologischen Schwerpunktpraxen zurückblickt, offen über ihre Erfahrungen mit Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs). Christiane ist engagierte Sprecherin auf der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) und führt Workshops für Fachkräfte zum gezielten Einsatz von DiGAs durch. Hier verrät sie, für welche Typen von Patient:innen sich die Verordnung der Una Health für Diabetes DiGA wirklich lohnt und wie sie digitale Tools als effektive, menschliche Ergänzung nutzt. 

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Autorin:
Christiane Birx
Diabetesberaterin DDG, Adipositasbraterin (DDG/DAG)

 


1. Einleitung: Der kritische Blick auf das digitale Versprechen

Una Health: Frau Birx, gleich zu Beginn: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) werden in der modernen Diabetesberatung immer häufiger eingesetzt. Sie sind quasi das digitale Versprechen. Denken Sie, sie sind eine neue Wunderwaffe im Kampf gegen Typ-2-Diabetes?

Christiane Birx: Das ist die zentrale Frage, die mich sehr beschäftigt. Wir sollten unbedingt einen kritischen Blick auf den realen Nutzen werfen und hinterfragen: Sind sie wirklich eine neue Wunderwaffe oder doch nur Placebo, mit W-LAN? Genau darum geht’s mir in dieser Plauderei aus dem Praxisalltag: Wie wir als Diabetesteam herausfinden, ob eine DiGA wirklich hilft – oder nur hübsch aussieht. DiGAs sind ein weiteres Tool, welches in Betracht gezogen werden kann. Sie sind eine spannende Bereicherung, die man mit Fingerspitzengefühl einsetzen muss.

 
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Frage 1: Kontinuität – Die DiGA als „Brücke“ zwischen den Quartalsbesuchen

Die Herausforderung: "Mein Diabetes vermisst dich"

Una Health: Die Begleitung von Menschen mit Diabetes Typ 2 lebt von der Kontinuität – doch oft liegen drei Monate zwischen den Terminen. Wie schaffen Sie es, mit der DiGA Una Health für Diabetes die Motivation hochzuhalten?

Christiane Birx: Oh ja, das ist ein sehr wichtiges Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Wir können unsere Patient:innen oft gar nicht so regelmäßig begleiten, wie es für eine optimale Unterstützung nötig wäre. Mir hat mal eine Patientin gesagt: „Mein Diabetes vermisst dich. Immer wenn ich bei dir war, läuft es erstmal wieder besser, aber dann macht der Diabetes wieder, was er will.“

Unsere Aufgabe liegt in der Beratung und der Vermittlung von Wissen. Aber genau an dieser Stelle sehe ich in DiGAs, wie Una Health, eine sinnvolle Ergänzung. Digitale Therapieprogramme, wie das in der Una Health App, können im Alltag kontinuierlich begleiten, motivieren und Impulse geben – dort, wo wir nicht präsent sein können. Sie sind sozusagen die „digitale Brücke“.

Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt. Wir müssen diejenigen herausfiltern, für welche die DiGA geeignet ist und die wirklich davon profitiert. Und die DiGA ist eine Ergänzung, niemals ein Ersatz für die zwischenmenschliche, professionelle Beratung.

 

Frage 2: Die richtigen Patient:innen – Für wen ist die DiGA besonders geeignet - und für wen nicht?

Una Health: Nicht alle Patient:innen sind gleich. Aus Ihrer Erfahrung, können Sie uns zwei bis drei Typen von Patient:innen beschreiben, bei denen der Einsatz der DiGA Una Health zu einem Durchbruch geführt hat?

Christiane Birx: Ja, alle Menschen mit Diabetes ticken anders. Manche sind sehr locker, andere sehr besorgt. Die DiGA muss zum Lebensstil passen.

1. Der motivierte Wiederabsetzer:

Mir fällt ein Patient ein, der seinen Diabetes lange auf die leichte Schulter genommen hatte. Das “Aufwachen” begann mit der Insulintherapie. Er hatte von Anfang an das Ziel, wieder ohne Insulin auszukommen. Er nutzte die Una Health App parallel zur Schulung.

Mit Hilfe der zwei Sensorphasen und der daraus gewonnen Erkenntnisse (z.B. durch die Mahlzeitentests) konnten wir das Insulin immer weiter reduzieren und schließlich ganz absetzen. Sein Feedback war: "Ich hätte die App schon vor Jahren gebraucht, um zu sehen, welche Auswirkungen Mahlzeiten und auch Bewegung auf meinen Blutzucker haben." Neben der Gewichtsreduktion hat sich sein HbA1c-Wert deutlich verbessert.

2. Der klassische Business-Typ:

Das zweite Beispiel hat mich überrascht: der klassische Manager. Er wollte Werte und Gewicht verbessern, konnte aber keine regelmäßigen Beratungen wahrnehmen und kein klassisches Protokoll führen, da er "die meiste Zeit durch die Welt jettet".

In der Beratung sprachen wir unter anderem auch die Una Health App an. Er fand den Vorschlag aufgrund seiner Technikaffinität super. Für ihn ist es toll, dass er Mahlzeiten fotografieren kann, ohne lange Dokumentationen. Sein Spieltrieb und Ehrgeiz wurden geweckt: "Schaffe ich es heute, eine bessere Bewertung anhand der Ampel zu bekommen?" Una Health für Diabetes ist ein tolles Tool, um Menschen zu unterstützen, die wir mit herkömmlichen Methoden aufgrund von Zeitmangel kaum erreichen.

Für wen ist es nichts?

Meine Erfahrung hat aber auch gezeigt, dass nicht jeder geeignet ist. Ein Patient, der sehr zahlenfixiert ist und Kalorienzählen brauchte, kam mit dem Ansatz der Mahlzeitentests nicht zurecht. Er brach die Nutzung ab. Wir müssen eben immer individuell entscheiden.

 

Bild: Mahlzeiten-Experimente, Tagebuch mit postprandialem Glukoseverlauf und Wochenziele in der Una Health App.

 

Frage 3: Erkenntnisgewinn – Welche Einsichten ermöglichen den "Aha!"-Moment?

Una Health: Welche spezifischen Einsichten der Una Health App nutzen Sie, um den Patient:innen einen echten "Aha!"-Moment zu ermöglichen?

Christiane Birx: Das Herzstück für mich, und das ist das Spannende, sind die individuellen Mahlzeitentests, die mit Unterstützung von zwei Sensorphasen durchgeführt werden. Es geht nicht um Kalorienzählen, sondern um echtes Ausprobieren. Es werden gezielt bestimmte Mahlzeiten gegessen, und die Una Health App zeigt in Echtzeit und visuell, wie der Blutzucker reagiert. Man erkennt, welche Kombinationen den Blutzucker stabil halten und welche eine Achterbahn verursachen.

Der Haferflocken-Mythos: Genau da hatte ich meinen ganz persönlichen "Aha!"-Moment. Es gibt tatsächlich Menschen, für die das angebliche Superfood Haferflocken gar nicht geeignet ist – da der Blutzucker massiv ansteigt. Das hilft uns z.B. in der Einzelberatung, Zeit zu sparen und gezielt an die gewonnenen Erkenntnisse anzuknüpfen.

Auch für die Patient:innen ist das spannend. Der "Spieltrieb" wird geweckt, und sie finden heraus, welche Lebensmittel für sie persönlich geeignet sind und welche nicht. Ebenso helfen die Tests, postprandiale Glukosespitzen zu reduzieren – was für einige weniger Insulin bedeutet. Das motiviert ungemein.

 
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Frage 4: Effizienz – Wie verändert der Una Verlaufsbericht den Ablauf des Beratungsgesprächs?

Una Health: Zeit ist in der Praxis oft knapp. Wie verändert der Una Verlaufsbericht, der die wichtigsten Daten zusammenfasst, den Ablauf des Gesprächs? Sehen Sie dadurch eine spürbare Zeiteinsparung?

Christiane Birx: Oh ja, die Zeiteinsparung ist uns im gestressten Praxisalltag eine willkommene Hilfe. Und jeder, der unseren Alltag kennt, weiß wovon ich spreche – wenn spontan jemand zur Tür reinkommt: "Kannst du mal eben?" Der Verlaufsbericht fasst wichtige Punkte übersichtlich zusammen, sodass wir uns stärker auf das Wesentliche in der Beratung konzentrieren können.

Die menschliche Komponente: Allerdings gibt es Momente, da wird’s still. Ich erläutere die DiGA, und dann kommt der skeptische Blick. Die Patient:innen befürchten Schmerzen durch den Sensor oder haben Bedenken im digitalen Programm zu versagen.

In solchen Fällen biete ich dann gelegentlich an, den Sensor gemeinsam zu setzen. Natürlich übernimmt das auch das Team von Una Health per Telefon oder Videoberatung. Offiziell gehört das zwar oft nicht zu unserem Aufgabenbereich – aber mein Herz hat da andere Prioritäten. Wenn ich damit Vertrauen aufbaue und die Angst in ein „Ach, war ja gar nicht schlimm“ verwandle, dann ist das für mich sehr viel wert. Patientenbindung entsteht durch Menschlichkeit – auch im Zeitdruck.

 

Frage 5: Psychologie – Welche psychologischen Effekte sehen Sie durch die DiGA Una Health?

Una Health: Neben den reinen Daten: Wie beobachten Sie, dass die Una Health die psychologischen Effekte auf Ihre Patient:innen? Wie fördert die DiGA das Gefühl der Kontrolle und die Akzeptanz der Erkrankung?

Christiane Birx: Spannendes Thema. Ich denke spontan an eine Patientin mit stark eingeschränkter Nierenfunktion und nach einem Unfall verlorener Motivation, sowie stark eingeschränkte Mobilität.

Wir haben ihr die DiGA Una Health verordnet. Nach drei Monaten hatten sich HbA1c und Nierenwerte nur unwesentlich verändert. Dafür hat sich die Psyche der Patientin deutlich gebessert. Sie war motivierter und integrierte wieder mehr Bewegung in den Alltag.

Ihr Zitat war: "Ich verstehe endlich, was ich tue und was in meinem Körper passiert."

Diese Erkenntnis wirkt oft über die Ernährung hinaus: Das Vertrauen in den eigenen Körper wächst, und der Umgang mit Diabetes Typ 2 wird weniger belastend, dafür aktiver und selbstbestimmter. Je mehr Menschen mit Diabetes über die Erkrankung wissen, desto besser können sie damit umgehen. Diabetes ist dann nicht mehr eine große Unbekannte Variable. Das bedeutet am Ende des Tages: mehr Lebensqualität. 

 

Fazit und Tipps für Kolleg:innen

Una Health: Was raten Sie Kolleg:innen und Praxisinhabern, die mit DiGAs starten wollen?

Christiane Birx: Nicht jeder Patient oder Patientin braucht eine DiGA – aber für viele ist es eine tolle Unterstützung im Alltag. Zu einer modernen Beratung gehört es für mich dazu, über DiGAs zu sprechen.

Mein Tipp:

  1. Selber mal testen: Holen Sie sich einen Testzugang, um die App und ihre Funktionalität kennenzulernen.

  2. Wissenstransfer: Nutzen Sie die Schulungsangebote und Webinare der Hersteller, um sicher in der Indikationsstellung zu werden - oder tauschen Sie sich mit mir über Erfahrungen aus.

  3. Individuell entscheiden: Treffen Sie die Verordnung mit Fingerspitzengefühl.

 
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FAQ-Häufig gestellte Fragen zur DiGA Una Health

  • Wissenschaftliche Nachweise und Studien, die den Nutzen der Una Health für Diabetes DiGA belegen und für die Erstattungsfähigkeit relevant sind, werden kontinuierlich geprüft und veröffentlicht. Aktuelle Informationen und Studienergebnisse finden Sie gesammelt unter: https://unahealth.de/studien.

  • Die Una Health für Diabetes App nutzt zwei Sensorphasen (CGM-Sensoren), um ein individuelles Stoffwechselprofil zu erstellen. Diese Sensordaten werden gemeinsam mit den Mahlzeiten-Einträgen ausgewertet. Dies ermöglicht den Patient:innen den "Aha!-Moment", in dem sie lernen, wie ihr Körper auf bestimmte Lebensmittel reagiert, und hilft, postprandiale Glukosespitzen zu reduzieren.

  • Die DiGA Una Health für Diabetes ist für Personen über 18 Jahre und mit einer Diagnose für Diabetes Typ 2 [ICD-10-GM: E11.-] geeignet. Es besteht keine BMI-Beschränkung. Wichtig für die Verordnung: Una Health kann sowohl bei Patient:innen mit als auch ohne Insulintherapie eingesetzt werden. Die Diabetesberaterin, Christiane Birx, betont: Der Erfolg hängt vor allem von der individuellen Motivation und der Offenheit für digitale Tools ab.

  • Für die Patient:innen ist die DiGA Una Health für Diabetes zuzahlungsfrei (Kassenleistung bei allen gesetzlichen und den meisten privaten Krankenkassen). Für Verordnende ist die DiGA extrabudgetär und belastet somit nicht das Praxisbudget. Dies gilt unabhängig davon, ob Patient:innen mit oder ohne Insulintherapie behandelt werden.

  • Eine Therapierunde der DiGA beträgt initial 90 Tage. Nach Ablauf dieser Zeit kann die DiGA Una Health für Diabetes durch eine Folgeverordnung unbegrenzt oft verschrieben werden, sofern der therapeutische Mehrwert für die Patientin oder den Patienten weiterhin gegeben ist.

  • Der größte Mehrwert liegt in der kontinuierlichen Betreuung der Patient:innen zwischen den Quartalsterminen (Brückenfunktion). Die DiGA fördert die Selbstwirksamkeit durch individuelle Mahlzeitentests, die Ursache und Wirkung von Nahrungsmitteln auf den Blutzucker in Echtzeit sichtbar machen. Der Una Health Verlaufsbericht sorgt zudem für eine spürbare Zeitersparnis in der Beratung, da wichtige Erkenntnisse sofort sichtbar sind. Außerdem sind klinisch Nachgewisene Effekte auf die Senkung des HbA1cs, Gewicht und Zunahme an Lebensqualität des Una Health Programms bestätigt.

 

Autorenprofil & Verordnungs-Links

Über die Autorin

Christiane Birx, Diabetesberaterin DDG, Adipositasberaterin DDG/DAG

Christiane Birx ist eine hoch qualifizierte Fachkraft mit über 10 Jahren Praxiserfahrung in Diabetologischen Schwerpunktpraxen. Sie ist eine engagierte Sprecherin auf der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) und führt Workshops für Fachkräfte zum gezielten Einsatz von DiGAs durch. Ihr Fokus liegt auf einer modernen, menschlichen und evidenzbasierten Diabetesberatung, die digitale Tools als effektive Ergänzung nutzt. Christiane Birx kann auch für interne Praxisschulungen gebucht werden.

 

 

Kontakt zu Christiane Birx

Weitere Informationen für Fachkräfte

  • Selbsttest: Sichern Sie sich Ihren persönlichen Testzugang zu Una Health App (exklusiv für Fachkräfte).

  • Kostenlose Webinare: Erfahren Sie alles zu klinischer Wirksamkeit, Indikation und Verordnung.

  • Kostenloses Infomaterial: Bestellen Sie z.B. Flyer für Patient:innen und Rezeptservice für einfache Verordnung.

  • Verordnungsanleitung: Lesen SieIn 5 Schritten zur DiGA – So funktioniert die Verordnung“.

 
 
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